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Immobilien regional

„Grüne Infrastruktur ist systemrelevant“


Bilanz. Mit einem Umsatz von fast 1,8 Milliarden Euro konnten die Garten- und Landschaftsbaubetriebe im Land ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr nochmals um fünf Prozent steigern.

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Reiner Bierig, Geschäftsführer vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg (GaLaBau), blickt auf ein durchaus erfolgreiches Jahr für seine Mitgliedsbetriebe zurück. „Nach einer anfänglichen Schockstarre ist 2020 trotz Corona ein sehr gutes Jahr geworden“, freut sich Bierig für seine Mitglieder. Der Umsatz stieg nochmals leicht um fünf Prozent auf jetzt fast 1,8 Milliarden Euro.
Umsatztreiber war auch im zu Ende gehenden Jahr wieder der Privatkunde mit einem Anteil von 62 Prozent am Gesamtumsatz. Im gewerblichen und öffentlichen Geschäftsbereich sorgten viele Aufträge aus dem vergangenen Jahr noch für die Auslastung der Betriebe. Die hohe Nachfrage hat aber auch ihre Schattenseiten. „In den Gärten grasen nach wie vor viele schwarze Schafe.“ Diese „Betriebe“, oft branchenfremde ohne entsprechende Qualifikation, sind dem Verband schon lange ein Dorn im Auge. Zumal sich unzufriedene Kunden dann gelegentlich auch beim GaLaBau-Verband beschweren. Bierigs Rat: „Fragen Sie nach Referenzen oder der Mitgliedschaft bei uns im Fachverband.“

Während schon in den zurückliegenden Jahren ein Großteil der Nachfrage aus dem privaten Bereich auf die zunehmende Bedeutung des eigenen Gartens als Erholungs- und Rückzugsort zurückzuführen war, hat die aktuelle Pandemie hier nochmals einen zusätzlichen Schub ausgelöst. „Das Homeoffice wurde zum Home-Garden-Office“, erklärt Reiner Bierig. Corona habe einen anderen Blick auf den Garten gebracht. Durch die Abstandsregeln sei der eigene Garten zum Treffpunkt geworden, in dem man sich mit Abstand im Freien ohne Gefahr treffen konnte. Hinzu kam, dass viele, verunsichert durch das Virus, ihren Urlaub abgesagt und dafür lieber das Geld in den Garten investiert hätten.

Besonders beliebt in diesem Jahr: der eigene Pool. Während Schwimmbäder reihenweise schlossen, boomte die Nachfrage nach Naturteichen und Pools im eigenen Garten. Dafür mussten die Gartenbesitzer aber tief in die Tasche greifen. Zwischen 30000 und 40000 Euro kostet der Spaß vom eigenen Nass im Garten im Schnitt. „Das sei aber nicht nur eine Investition, sondern auch eine Wertsteigerung“, betont der GaLaBau-Geschäftsführer.

Mit Sorgen blickt der Verband auf die Auftragsvergabe im öffentlichen Bereich. Viele Kommunen hätten bereits voreilig Haushaltssperren verfügt. Reiner Bierig appelliert an die Städte und Gemeinden, gerade in dieser Zeit nicht funktionierende Branchen abzuwürgen.

So dürften der Umbau von Schulen und die Errichtung von Kinderspielplätzen nicht hintangestellt werden. Seine Sorge: Mitgliedsbetriebe, die vor allem für den öffentlichen Bereich tätig sind und aktuell noch die Aufträge vom letzten Jahr abarbeiten, könnten aufgrund von Etatkürzungen in den Kommunen gezwungen sein, ihre Mitarbeiter im kommenden Jahr ebenfalls in Kurzarbeit schicken zu müssen.
Noch haben die Garten- und Landschaftsbauer die Hoffnung, dass die öffentliche Hand bei der grünen Stadt nicht sparen wird. „Eine grüne Infrastruktur ist systemrelevant“, sagt der GaLaBau-Geschäftsführer. Denn nirgendwo sonst als gerade in den Städten zeige sich der Klimawandel. Die Städte werden immer heißer, der Umgang mit Starkregen zum Problem. „Was machen ältere Menschen, die nicht mehr aus der Stadt zur Erholung auf die Schwäbische Alb fahren können?“ Der Druck auf die Kommunen, hier etwas zu tun, werde immer größer. Mit Blick auf das kommende Jahr gibt sich Reiner Bierig dennoch optimistisch – zumindest, was den privaten Sektor angeht. „Die Menschen wissen, was sie an ihrem Garten haben.“

Die Klimadiskussion bescherte im zurückliegenden Jahr den Garten- und Landschaftsbauern aber nicht nur volle Auftragsbücher. „Wir haben noch nie eine so große Nachfrage nach Ausbildungsplätzen gehabt“, freut sich Reiner Bierig. So wurden allein in diesem Jahr landesweit 650 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Insgesamt sind 1480 Menschen aktuell bei den im GaLaBau-Verband organisierten Betrieben in der Ausbildung.

Während die meisten Menschen sich derzeit mit der Frage nach dem richtigen Tannenbaum beschäftigen, geht es bei den Garten- und Landschaftsbauern im Land noch einmal rund. Viele über das Jahr angefangene Projekte müssen noch fertiggestellt werden. Die Privatgärten werden jetzt für den Winter fit gemacht. Das reicht vom letzten Rasenschnitt über die biologische Vorratsdüngung bis zum Pflanzen von Sträuchern, Bäumen und Stauden. Die Wintermonate sind für die Arbeiten, auch bedingt durch das wärmere Klima im Frühjahr, viel besser geeignet, da die Gewächse schneller anwachsen, erklärt Reiner Bierig.