Aspen RapidWeaver 8 Blog Style
<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Kettenreaktion gewünscht


Mobilität. Entlasten teurere Wohnungsneubauten den preisgünstigen Wohnungsmarkt in den stark nachgefragten Städten durch Umzüge der bisherigen Mieter? Eine Studie stützt jetzt diese These.

Die Debatte ist in der Fachwelt wie in der Öffentlichkeit so alt wie die Forderung nach preisgünstigem Wohnraum in den Städten. Neubauvorhaben – so die Kritiker – würden tendenziell eher im mittleren oder höherwertigen Marktsegment realisiert. Angebote im preisgünstigen Wohnungsmarktsegment blieben zu knapp. Auf der anderen Seite wird argumentiert, gerade der hochwertige Neubau trage durch sogenannte Sickereffekte zu einer Entlastung des preiswerten Wohnungsmarktsegments bei. Dabei würden die Mieter, die in einen teureren Neubau ziehen, die günstigere Wohnung frei machen. Wie bei einer Kettenreaktion.


Im Video interpretieren Angelika Brautmeier und Ottmar H. Wernicke die aktuelle Studie aus ihrer Sicht. Schneller geht es, wenn man den QR-Code mit dem Smartphone scannt.

Doch wer hat recht? Eine neue Studie im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) bestätigt nun die These, dass durch den Neubau von Wohnungen Versorgungseffekte in den preiswerten Bestandsmärkten ausgelöst werden. So zeigten die ersten Auswertungen der Studie „Umzugsmobilität und ihre Wirkungen auf lokale Wohnungsmärkte“ bereits deutlich, das es Verflechtungen des hochpreisigen Mietwohnungsneubausegments mit anderen und auch deutlich preiswerteren Mietwohnungssegmenten zu geben scheint. Danach würden in angespannten Wohnungsmärkten frei werdende Wohnungen zügig wieder vermietet. Diese setzten wiederum Umzugsketten in Gang.

Die Forscher zeigen in ihrer Untersuchung in den vier Fallstädten Leipzig, Nürnberg, Köln und Bremen auf, dass die dort neu gebauten Mietwohnungen im Durchschnitt zu einer Miete von knapp über elf Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Diese würden zu gut 35 Prozent von Haushalten außerhalb der Stadt bezogen. 65 Prozent der Haushalte stammten fast gleich verteilt aus dem gesamten Spektrum des lokalen Mietwohnungsmarktes. Mehr als die Hälfte der Mieter der Neubauwohnungen, die aus dem lokalen Wohnungsmarkt stammen, hätten zuvor in einer Mietwohnung im unteren und mittleren Preissegment gewohnt.

Ottmar H. Wernicke, Geschäftsführer von Haus & Grund Württemberg, sieht sich durch die Ergebnisse der Studie bestätigt und appelliert an die Kritiker, nicht ständig den Wohnungsbau in den unterschiedlichen Preissegmenten gegeneinander auszuspielen. „Wir brauchen jede Art von Wohnungsbau.“
Beim Mieterverein Stuttgart will Vorsitzender Rolf Gaßmann die Ergebnisse der Studie nicht schlechtreden, bleibt aber skeptisch. „Das mag von Fall zu Fall zutreffen.“ In Anbetracht eines durchschnittlichen Mietzinses von 14 Euro in Stuttgart sehe er diese Sickereffekte nicht in der Breite. Erst kürzlich sei ihm wieder ein Fall zugetragen worden, bei dem die Mieter von zwei unterschiedlichen Zweizimmerwohnungen in eine größere Wohnung zogen und die frei werdenden Wohnungen vom Vermieter mit einem Aufschlag von 50 Prozent wieder neu vermietet wurden.