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Immobilien regional

Grundsteuer langfristig senken


Wohnen. Mehr Wohnungsbau – weniger Feinstaub. Stuttgarts Haus- und Grundeigentümer plädieren für eine behutsame Außenentwicklung und eine langfristige Senkung der Grundsteuer.
Jeden Tag kommen 5,5 neue Mitglieder dazu, freut sich Klaus Lang, der Vorsitzende von Haus & Grund Stuttgart. In diesem Jahr erreichte die Anzahl der Neueintritte mit 1208 Mitgliedern sogar einen neuen Rekord. In den zurückliegenden zehn Jahren (im Jahr 2008 übernahm Klaus Lang den Vorsitz und Ulrich Wecker die Geschäftsführung) wuchs der Verein um 3000 auf jetzt über 21000 Mitglieder.



Der hohe Zuspruch bei den Mitgliedern liege aber nicht nur daran, dass man sich „nachhaltig positiv“ im Sinne der Mitglieder positioniert habe, so Klaus Lang. „Das Vermieten ist deutlich schwieriger geworden“, ergänzt Haus-&-Grund-Geschäftsführer Ulrich Wecker. Der Privatvermieter brauche heute wesentlich mehr Know-how, um sich im Dickicht der Vorschriften und Regeln sicher zu bewegen.

Haus & Grund ist dabei längst ein Dienstleister mit Beratungsangeboten und Seminaren rund um die Immobilie geworden. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe anbieten“, sagt Ulrich Wecker zu dem umfangreichen Angebot des Vereins, das weit über die klassische Rechtsberatung hinausgeht. Wenngleich dieser Service mit über 8000 persönlichen Beratungsgesprächen immer noch an erster Stelle bei den von den Mitgliedern genützten Beratungsangeboten steht. Seit Kurzem unterstützt Haus & Grund seine Mitglieder über eine Tochtergesellschaft auch bei der Vermietung oder dem Verkauf ihrer Wohnungen. In Kooperation mit dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg erhalten die Mitglieder zudem eine kostenlose Erstberatung bei der Neu- oder Umgestaltung ihres Gartens.

„Wohnungsmarkt, Mietsituation, Grundsteuer in Stuttgart – uns mangelt es derzeit nicht an Betätigungsfeldern“, so Klaus Lang. Zwar begrüßt der Vorsitzende von Haus & Grund die für 2019 für die Landeshauptstadt geplante Senkung des Grundsteuer-Hebesatzes von 520 auf 420 Hebepunkte, die der Verein seit vielen Jahren forderte; der sollte aber nicht nur einmalig für das kommende Jahr, sondern bis auf Weiteres gelten, fordert Klaus Lang. Die Stadt sei schließlich mittlerweile vollständig schuldenfrei und erziele seit vielen Jahren erkleckliche Überschüsse, ergänzt Ulrich Wecker. So ganz traut Klaus Lang der Ankündigung ohnedies noch nicht. „Wer weiß, welchen Ausgabetrick sich der Finanzbürgermeister noch einfallen lässt, um dann doch nicht die Grundsteuer senken zu müssen“, unkt er. Ohne die kreative Gestaltungen des Kämmerers wäre es auch dieses Jahr schon zu einer Senkung gekommen, ist er sich sicher.

Das Verhältnis von Haus & Grund zum Rathaus ist ohnehin angespannt. Vor allem an Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn reiben sich die Interessenvertreter der Immobilieneigentümer. Zum Eklat kam es im zurückliegenden Jahr, als eine von Haus & Grund und dem Mieterverein gemeinsam in Auftrag gegebene Untersuchung des renommierten IW-Instituts (Köln) zum Wohnraumbedarf in Stuttgart vom Oberbürgermeister als „Illusionstheater“ bezeichnet wurde. Die Studie kam zu dem Schluss, dass jedes Jahr in der Landeshauptstadt 5000 Wohnungen gebaut werden müssten, während der Oberbürgermeister nach wie vor von 1800 Wohnungen pro Jahr ausgeht. Klaus Lang: „Ich weiß nicht, woher der Oberbürgermeister seine Zahl hat. Vielleicht ist sie ihm nachts erschienen. Sie ist jedenfalls durch nichts begründet.“ Ulrich Wecker hält es deshalb nach wie vor für überfällig, den tatsächlichen Wohnungsbedarf in Stuttgart konkret zu erheben. Die Vereinsführung sei immer noch „fassungslos“, wie die Gemeinderatsmehrheit aus CDU und Grünen im zurückliegenden Jahr den Antrag, eine solche Analyse in Auftrag zu geben, abgebügelt habe.

Klaus Lang ist darüber hinaus davon überzeugt, dass mehr Wohnungsbau auch die Feinstaubsituation entschärfen würde. „Seit dem Anfang der 60er Jahre ist die Zahl der Pendler stetig angestiegen, weil Wohnungen fehlen und die Menschen ins Umland abwandern.“ Die jetzt drohenden Fahrverbote könnten auch dazu führen, dass der Wert der Immobilien in der Landeshauptstadt durch die Beschränkung sinkt. „Wer will schon in einer Stadt wohnen, die einen überall einschränkt und wo die eigene Wohnung nur noch temporär mit dem eigenen Auto angefahren werden kann.“ Mehr Wohnungsbau sei ein probates Mittel, um Pendlerverkehr entgegenzuwirken. Dabei habe natürlich die Innenentwicklung Vorrang. Gleichzeitig müssten aber auch behutsam neue Baugebiete an den Rändern der Stadt entwickelt werden. Andererseits sei die Nachverdichtung endlich, warnt Ulrich Wecker. Eine zu dichte Bebauung trage auch nicht gerade zur Lebensqualität bei.

Am heutigen Samstag findet in der Liederhalle Stuttgart im Hegel-Saal ab 10 Uhr die Mitgliederversammlung von Haus & Grund Stuttgart statt. Gastredner ist in diesem Jahr Professor Bernd Nolte. Er spricht in seinem Vortrag über „Europa im Umbruch – Deutschland im Veränderungsdruck“.