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Immobilien regional

Der Druck lässt etwas nach


Einzelhandel. Trotz der neuen Shoppingcenter hat Stuttgart bei denEinzelhandelsflächen noch Luft nach oben, so Jones Lang LaSalle. Vor allem im Premiumbereich sieht der Gewerbemakler noch Nachholbedarf.

„Die Landeshauptstadt hat noch Luft nach oben“, analysiert Philipp Nothdurft, Handelsexperte beim Stuttgarter Gewerbeimmobilienmakler Jones Lang La Salle (JLL),das zurückliegende Jahr. Die anhaltende Flächennachfrage und stetig steigende Tourismuszahlen zeigten, dass die Rahmendaten für Einzelhandelsgeschäfte äußerst günstig in Stuttgart seien – trotz einer Erhöhung der Ladenzahl in der Innenstadt um etwa das Doppelte wie in der Königstraße.

Im Videiobeitrag erläutert der Handelsexperte von Jones Lang LaSalle,Philipp Nothdurft, warum der Stuttgarter Immobilienmarkt bei den Einzelhandelsflächen weiter in Bewegung bleibt.

Die neuen Shoppingcenter Milaneo und Gerber hätten etwas Druck aus dem Kesselgenommen, wodurch sich auch die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen entspannt hätte. „Die Schlange ist kleiner geworden –aber sie ist noch da“, bringt er es auf denPunkt. Der Makler beurteilt auch die anstehenden Eröffnungen vom Dorotheen-Quartier und dem ehemaligen Karstadt positiv: Das sei wichtig, weil viele internationaleEinzelhandelskonzepte zwar in anderen deutschen Metropolen aktiv sind, Stuttgartaber häufig nicht auf dem Zettel hätten.

Vor allem im Premiumbereich des Einzelhandelshabe Stuttgart gegenüber Städten wie München noch einen großen Nachholbedarf. Die weitere Entwicklung der oberen Stuttgarter Königstraße werde nach Meinung von Philipp Nothdurft auch davon abhängen, ob die Modekette Primark tatsächlich im ehemaligen Karstadt eine weitere Filiale nach der im Milaneo eröffnet. „Die Königstraße würde damit eine Antwort auf die Eröffnungen der großen Einkaufszentren Milaneo und Gerber geben und durch ihre höhere Passantenfrequenz die Attraktivität steigern, ist sich Nothdurft sicher.

Das dürfte aber den Konkurrenzdruck im Textilhandel und zwischen den Einkaufsschwerpunkten in der Stuttgarter Innenstadt noch weiter verschärfen. Zumal die zunehmende Ansiedlung von internationalen Modeketten immer stärker die etablierten Händler in der Landeshauptstadt unter Zugzwang setzt. Das sieht man am deutlichsten am Filialisierungsgrad. Der liegt in der Stuttgarter Königstraße bei 74 Prozent (Spitzenmiete bis 250 Euro), der Stiftstraße bei 85 Prozent (Spitzenmiete bis 185 Euro) und der Schulstraße bei 82 Prozent (Spitzenmiete bis 160 Euro, jeweils pro Quadratmeter). Aufgrund der neu geschaffenen Handelsflächen vor allem in den beiden Shoppingcentern sei der Nachfragedruck abseits der 1-a-Lagen erkennbar zurückgegangen.Das erhöhe für Mietinteressenten künftig die Chance, sich günstigere Flächen zu sichern. Philipp Nothdurft will aber auch nicht ausschließen, dass kurzfristig in diesen Lagen auch mal ein Laden leer stehen könnte.

Stimmt das Konzept, könne aber in der Stuttgarter City jede Fläche bespielt wer-den, so Nothdurft. Auch die Gewerbemakler spüren die Veränderungen auf dem Stuttgarter Immobilienmarkt. Während noch vor einigen Jahren Durchschnitts-mieten im Handel von zehn Jahren keineSeltenheit waren, werden heute Objekte immer öfter für kürzere Zeiträume von drei bis fünf Jahren angemietet. „Der Markt ist dynamischer geworden“, erklärt Niederlassungsleiter Alexander Veiel. Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg, sieht die aktuelle Entwicklung auf dem Immobilienmarkt für Einzelhandelsimmobilien in der Stuttgarter City mit gemischtenGefühlen.

Zwar sei das zurückliegende Jahrl aut amtlicher Statistik mit einem nominalen Umsatzplus von 3,3 Prozent in Baden-Württemberg deutlich besser als der Bundes-durchschnitt (2,8 Prozent) ausgefallen,Stuttgarts Einzelhandel profitierte dabei aber vor allem von der hohen Kaufkraft, auch aus der Schweiz, und dem Umstand,dass die Menschen aufgrund der Situation auf den Kapitalmärkten viel stärker in Konsumlaune waren.Sie sagt aber auch, dass die Königstraße für Einzelhandelsunternehmen „sehr teuer“geworden sei und der normale Mittelständler diese Mieten und vor allem die enormenPreissteigerungen bei den Nebenkosten nicht mehr stemmen könne.

„Besser gelaufen als befürchtet“ sei hingegen das ersteJahr mit den neuen Shoppingcentern. Vor allem das Milaneo zog zwar viele Menschen auch aus Stuttgart an, die meiste Frequenz werde aber offenbar doch mehr von Einkaufstouristen aus dem Umland bestimmt. Darunter leiden viele Städte in der Region. Mittelstädte wie unter anderem Reutlingen,Nagold, Ludwigsburg, Esslingen oder Kirch-heim investierten enorm viel in die Steigerung der eigenen Attraktivität, lobt sie. Ebenso beschäftigt sie aber derzeit der Feinstaubalarm. Hagmann hält die Maßnahmen zur Reduzierung des Feinstaubs in der Innenstadt für unkoordiniert. Der Handel sei von dieser Aktion vollkommen überrollt worden und hätte sich darauf überhaupt nicht einstellen können. Anstelle solcher Aktionen sollte die Politik erst einmal dafür sorgen, dass der öffentliche Nahverkehr zuverlässig funktioniert und intelligente Verkehrskonzepte sowie ein kundenfreundliches Parkraummanagement umgesetzt werden. Sonst würden eines Tages auch dieFilialbetriebe und Flagstores Stuttgart den Rücken kehren.

CO. Stuttgarter Zeitung